Stress ist Gift für Ihr persönliches Wachstum!

Persönliches Wachstum kann erst stattfinden, wenn Sie dieses Problem gelöst haben.

Eustress und Disstress

Sandra weiß bereits beim Schlafengehen, morgen wird sie wieder Stress in der Arbeit haben. Wie sie das alles anwidert: Forderungen, die nicht zu erfüllen sind, Technik, die nicht funktioniert, Menschen, die gereizt und unfreundlich sind, und ein Chef, der ihren Blutdruck beim bloßen Gedanken an ihn in die Höhe treibt. Sie schläft bestimmt wieder schlecht. Bei näherer Betrachtung müssten wir sagen: Sandra liegt entspannt im warmen Bett und könnte schlafen wie ein Stein. Nein, entspannt kann sie nicht sein, weil da diese Gedanken an morgen sind. Erinnern Sie sich daran, als ich Ihnen sagte: Achten Sie auf Ihre Gedanken. Im Bett finden bei Sandra bereits am schönen Sonntagabend körperliche Reaktionen statt, die sie schlecht schlafen lassen und langfristig krankmachen werden.

Stress ist Gift für Ihr persönliches Wachstum

Stress ist Gift für Ihr persönliches Wachstum

Das Wort „Stress“ beschreibt nicht die Belastung selbst, sondern die Anpassungsreaktionen auf die Belastung. Grundsätzlich ist Stress ein Geschenk der Evolution, denn wer mehr Möglichkeiten der Anpassung hatte, konnte in einer gefährlichen Situation besser reagieren und hat eher überlebt. Wer ruhig blieb, als der Säbelzahntiger kam, von dem stammen wir nicht ab. In unseren Genen steckt das Wissen derer, die überlebt haben und sich fortpflanzten.

Was geschieht bei der Anpassungsreaktion? Eine ganze Reihe von Mechanismen laufen nacheinander ab, ähnlich wie das Wasser einer Kaskade von Stufe zu Stufe in die Tiefe fällt. Dafür sind evolutionär sehr alte Gehirnareale zuständig. Die Stressreaktion kann erst stattfinden, wenn der Stressor wahrgenommen und bewertet wurde. Der Mensch kann sich die Zukunft vorstellen, weshalb bloße Gedanken an das Übel genügen. Sonst geschieht die Wahrnehmung mit den Sinnesorganen, die Bewertung im limbischen System des Gehirns, hier steuernd von dem Mandelkern aus, unterstützt vom Hippocampus. Wir haben im Laufe unserer Kindheit, beginnend im Mutterleib, ein Erfahrungsgedächtnis für Stresssituationen ausgebildet. Diese emotionale Bewertung wird von denkenden Menschen im Präfrontalen Kortex bewusst und sachlich nachbereitet. Das ist genau die Stelle an der Stirn, an die wir uns mit dem Zeigefinger tippen, wenn wir der Meinung sind, dass die Bewertung unseres Gegenübers nicht passt.

Weil langes Nachdenken für das Überleben ungünstig war, hat die Natur einen kurzen Schaltkreis eingerichtet. Der Hypothalamus im Zwischenhirn reguliert unser autonomes (vegetatives) Nervensystem (mit den beiden Gegenspielern Sympathikus und Parasympathikus) und regt die Hormonausschüttung der Hypophyse und Nebenniere automatisch an. Am Ende der Kette steht die Ausschüttung von Kortisol in der Nebennierenrinde, was nötig ist, um den Stoffwechsel anzuregen, vor allem um Glucose bereitzustellen. Was der Sympathikus angeregt hat, dämpft der Parasympathikus. Gehen keine erregenden Impulse mehr vom Mandelkern aus, wird die Erholung eingeleitet, indem das System wieder in Balance gerät. Durch Kampf oder Flucht, also körperliche Reaktionen, können die hohen Hormonspiegel schneller auf ein gesundes Maß gesenkt werden, es sei denn man boxt sich dabei in Rage oder stürmt geistig die Festung. Sie müssen sich abreagieren und dürfen sich nicht hineinsteigern. Auch durch Entspannungstechniken kann der Hormonspiegel gesenkt werden. So werden Puls und Blutdruck wieder normalisiert.

Der Stress selbst läuft in verschiedenen Phasen ab. Wir konnten gerade noch ausweichen, als ein Auto plötzlich vor uns einscherte. Die gute Reaktion hat einen Schaden verhindert, aber die Fahrt geht ja weiter. Es kommt nach der ersten Reaktion zu einer Anpassung an die Dauersituation (im dichten Verkehr), weil wir die Hochspannung nicht lange aufrechterhalten können. Hans Selye, ein österreichisch-kanadischer Chemiker und Mediziner, hat den Begriff „Stress“ in der Mitte des letzten Jahrhunderts populär gemacht, er spricht hier von der „Widerstandsphase“. Nur so können wir unser Leben vernünftig weiterführen. Da dieser Zustand in der Regel länger anhält, ermüden wir, bis die fortschreitende Erschöpfung eine Pause erzwingt. Der Autoverkehr an sich stresst uns nicht, es sind der Grad und die Dauer der Belastung, der wir ausgesetzt sind. Bei einer längeren Autobahnfahrt, auf leerer Straße, bei Tempo hundert, wären wir ganz froh um eine „stressende“ Abwechslung, um nicht einzuschlafen, was manche Männer veranlasst schnell zu fahren.

Eustress und Disstress

Disstress, bezeichnet die schlechte Art des Stresses mit einer Anpassungsreaktion, die uns erschöpft und nicht zum Ziel führt. Er ängstigt uns, demotiviert und verschwendet unsere Leistungsfähigkeit. Die Feinmotorik geht verloren, Ergebnisse werden schlechter. Ihren Ärger können Sie beim Anstehen in der Schlange noch gedanklich steigern, wobei Sie im Ergebnis auch nicht schneller durch sind. Sie können die unwillkommene Pause auch nützen um sich zu entspannen oder das Geschehen zu beobachten. Auch im Supermarkt kann man flirten oder ein angenehmes Gespräch führen. Sie können sich über alles aufregen, verpflichtet sind Sie nicht dazu.

Eustress, der gute Stress, generiert eine Anpassungsreaktion, die uns leistungsfähig macht und uns zum Ziel führt. Er ist aufregend, im Sinn von spannend und motivierend. Wir haben ein gutes Gefühl dabei, weil wir an ein Gelingen glauben.

Die Grenzen zwischen Disstress und Eustress können fließend sein, was mit der Bewertung der Situation zusammenhängen kann. Wenn wir selbst zu hohe Anforderungen an uns stellen, wird aus Eustress schnell Disstress. Falscher Perfektionismus ist hier eher schädlich.

Auch beim Stress ist Balance etwas ganz Wichtiges. Wenn wir das Optimum von körperlich-geistiger Anpassung erreichen, ein Niveau, auf dem die Ausschöpfung der Leistungsfähigkeit und auch der Aufmerksamkeit zu sehr guten Ergebnissen führt, dann sprechen wir von Flow.

Flow könnte man als eine mildere Form des Eustress bezeichnen, die über einen längeren Zeitraum stattfindet und uns in unserem Tun aufgehen lässt. Flow ist weniger intensiv und belastend als Eustress und trifft genau unser Erregungsoptimum. Der Kletterer kommt in den Zustand, wenn er gekonnt eine Wand durchsteigt, oder auch der Chirurg, wenn einen schwierige Operation gut gelingt.

Bei Dauerstress werden wir krank. Es bildet sich ein erhöhter Blutdruck aus, der Stress schlägt uns auf den Magen, kann infolge einer sehr langen Erschöpfungsreaktion zum Burnout führen oder uns depressiv werden lassen. Selbst Muskelverspannungen können stressbedingt auftreten, außerdem macht Stress das Immunsystem anfällig.

Einige Aspekte möchte ich ansprechen, nur damit Sie davon gehört haben. Sie könnten selbstständig weitere Informationen einholen Es gibt verschiedene Stresstypen, welche mit den Persönlichkeitsmerkmalen zusammenhängen. Der Stresstyp A ist leicht reizbar, der Stresstyp D befürchtet stets das Schlimmste. Die gute Nachricht für Sie lautet: Wenn Sie zu einem ungünstigen Typ gehören, muss das nicht so bleiben, Sie können Ihre Haltung ändern und das wiederum hängt sehr stark mit Ihren Einstellungen zu den Dingen zusammen. Weiter hat man festgestellt, dass manche Menschen trotz Stress und durchaus ungünstigen Persönlichkeitseigenschaften dennoch nicht krank werden. Die Schlagworte sind Resilienz (die Fähigkeit, das alles auszuhalten) und Salutogenese (wie Gesundheit entsteht). Salutogenese ist manchmal zielführender, weil Sie sich mit der Lösung beschäftigt und nicht mit dem Problem. Manche Menschen besitzen von Haus aus Resilienz, aber sie ist in einem gewissen Grad auch lernbar. Was Sie auf keinen Fall tun sollten ist Probleme zu wälzen: Warum immer ich? Denken und handeln Sie lösungsorientiert!

Grundsätzlich gilt, je besser Sie etwas beherrschen, desto weniger Stress bereitet es Ihnen. Das war so, als Sie Autofahren gelernt haben, gilt aber für alle Bereiche des Lebens. Stellen Sie sich den Aufgaben, lernen Sie dazu, üben Sie. Wer gut mit Menschen umgehen kann, kommt auch mit schwierigen Kunden zurecht, wer die Technik beherrscht, der kann sich helfen, weiß mindestens, wen er fragen kann und wann man besser aufgibt. Weiter gilt, je negativer Ihre Einstellung ist, desto mehr Stress haben Sie. Wenn Sie eine Einstellung gewinnen könnten, die Ihnen das Gefühl gäbe, Sie hätten alles unter Kontrolle, wäre das gut. Ebenso, wenn sie Anforderungen als Herausforderung und nicht als Belastung sähen, oder wenn Sie selbst aktiv würden. Manche tun sich schwer damit, andere um Hilfe zu bitten: Springen Sie über Ihren Schatten, es kann Ihnen sehr helfen.

Schließlich gibt es sehr viele Methoden, dem Stress durch Entspannung entgegenzutreten. Die beiden Mütter dieser Methoden sind die Aufmerksamkeitssteuerung und die Atmung, wie ich in anderen Kapiteln beschrieben habe. Das fängt mit „Chillen“ an, Massagen tun gut, Autogenes Training und Progressive Muskelentspannung helfen, ebenso wie Yoga, Tai-Chi und Achtsamkeitstraining, oder Biofeedback und Ausdauersport in gemäßigtem Tempo.

Mein Rat: „Lassen Sie nicht zu, dass der Stress Sie krank macht, beugen Sie vor!“

Literatur

Günter Niklewski, Das Anti-Stress-Konzept, Berlin, Stiftung Warentest, 2013

Stress ist nur ein Symptom, die Ursachen sitzen viel tiefer. „Erfolgreich als LEBENSunternehmer“ wird Ihnen helfen, diese Ursachen zu ergründen. Sie werden mit Hilfe des Buches Wege finden, Ihre Probleme zu lösen.

1 Kommentar zu Stress ist Gift für Ihr persönliches Wachstum!

  1. Dieter Caspers | 9. April 2015 um 22:30 | Antworten

    Hei Dieter
    Ganz durch Zufall bin auf die Idee gekommen nach dir zu googeln.
    Mein Respekt, finde ich echt stark, dass du nochmal ein Buch aufgelegt hast. lg. Dieter
    PS: Laufen ist immer noch angesagt!
    Ende des Jahres bin ich in Köln, wegen eines Marathons.

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